Narben
Nikita’s Körper ist nicht nur gezeichnet von einer entbehrungsreichen Kindheit als Nomandin in einer ohnehin äußerst kargen Welt, sondern ebenso von ihrer eigenen unvorsichtigen Experimentierfreudigkeit. Neben dem, was Kratzer, Schnitte, Schrammen und Platzwunden an ihr in großzügiger Zahl aber zumeist für sich genommen kleiner Fläche zurückgelassen haben, finden sich so auch alte Male von Brandnarben und anderen Verbrennungen. Nennenswert darunter sind wohl aber ein streuartig verbreitetes Narbenmuster an der rechten Seiten circa von ihrem Bauch bis hinunter zu der Hüfte und vor allem jene überdeutliche, wulstige Narben an ihrem wiederum linken Unterarm, an dem sich eine Magnetplatte unter der Haut verbirgt, die stark genug ist, kleinere metallische Gegenstände an ihrem Arm aufzulesen wie etwa Nägel und sie mit dem Unterarm an metallische Flächen binden kann, insofern sie nicht, ohne Mühen dafür aufbringen zu müssen, dagegen hält. Die Platte ist leicht gebogen und legt sich außen um Una und Radius, was dienen einen kleinen zusätzlichen Schutz bieten mag, das Muskelgewebe andererseits jedoch einschränkt, ganz zu Schweigen von den Unbehagen, die sich durch das Narbengewebe bei einigen Bewegungen ergeben, dass Nia mit dem Arm bei Möglichkeit zu Zurückhaltung neigt.
fehlende Gliedmaßen
Nia tut oft schwer mit dem Konzept von Besitztümern, die man – schon gar nicht ungefragt – nicht anzurühren habe, selbst wenn sie sich gerade oder auch schon längere Zeit, über Stunden oder Tage, nicht in den Händen der Leute befinden würden. Sie stiehlt zwar nicht, sich eignet sich doch nichts an, schaut es sich auf ihre Weise nur etwas genauer an oder nutzt es eben für ihre Basteleien, so wie es sich gerade eben anbietet, ohne nach Erlaubnis oder dergleichen zu fragen. In den Augen anderer scheint dies am Ende allerdings auf’s selbe hinauszulaufen, dass man der vermeintlichen Diebin schon die eine oder andere Lektion zu erteilen versuchte. Eine davon kostete ihr Finger an der einen Hand: der kleine Finger fehlt bis zum Ansatz, der Ringfinger ist um seine zwei oberen Glieder erleichtert – ein gütiges Resultat ihres Unvermögens, länger stillzuhalten, als sie mit einem Mal begriffen hatte, wie ernst es doch wurde. Es handelt sich um die Finger der linken Hand, also ohnehin um jene Seite, die sie selbst als die weniger relevante bezeichnen würde.
Lebenslauf
Geboren wurde Nikita einst in einen winzigen Nomadenbund, der einem Überfall durch Raider zum Opfer fiel. Ein Ghul fand das kleine so still, wie auch unentdeckt gebliebene Bündel unter den zurückgelassenen Überresten des einstigen Lagers und nahm sich so des Mädchens an, das noch zu jung gewesen war, als dass ihr greifbare Erinnerungen an diese Familie oder andere Personen oder auch nur Umstände in dem Bund erhalten geblieben wären. Kein anderes Beispiel vor der Nase und stets beschäftigt genug, während der Ghul sie in their Leben im reisenden Schrott- und Tauschhandel integrierte, hinterfragte sie dieses Leben folglich auch nie. Von früh an lernte Nikita an their Seite, selbst aus den wenigen, noch aufzutreibenden Materialien des Wastelands, die von anderen als der Mühe nicht wert empfunden zurückgelassen wurden, etwas von Nutzen herzustellen, sowie sich mit den Raider-Gruppierungen, vor deren Augen Nia lange Zeit gänzlich verborgen gehalten wurde, solange der Ghul dieses Energiebündel nur hatte vollständig im Zaume halten können, gut zu stellen, auch wenn sie beide dies nicht davor schützen sollte, von gelegentlichen Überfällen betroffen zu sein. Da das Gemüts des Ghul weder Rachegelüste noch anderweitigen Groll kannte, blieb das Leben von them und Nikita aber stets verschont, auf dass man ihnen in ein paar Wochen wieder einen Besuch abstatten könnte, insofern sie sich nur auftrieben lassen.
Mit den Jahren wuchs die Neugier und die Abenteuerlust in Nikita auf ein durch das Nomaden-artige Leben an der Seite des Ghuls unstillbares Maß an. Sich dessen durchaus gewahr, war es them letztlich trotz aller ausgesprochenen Warnungen, die für Nikita doch nur einen zusätzlichen Reiz darstellten, bereit, sich in ihrem jugendlichen Übermut jeder Gefahr zu stellen, nicht möglich, den Teen darin aufzuhalten, sich der nächstbesten Gruppe Raidern anzuschließen, die sich ihrer anzunehmen bereit war. Wie recht der Ghul haben sollte, zeigte sich erst mit der Zeit, da sie zunehmend trotz allem Nutzen, den Nikita den anderen etwa dank ihrer Fertigkeiten bereiten konnte, und ihres anspruchslosen Wesens mit ihnen in Konflikt geriet, bis sie abermals nach einer Eskalation Reißaus nahm und von der Gruppe verschwand.
Dennoch durch diese Erfahrung bestärkt in dem Wissen, dass ihre Fertigkeiten Zuspruch bei anderen finden konnten und sie sehr gut in der Lage war, auf sich acht zu geben – sei es auch, dass sie fortan um eineinhalb Finger erleichtert war – , blieb Nia lange Zeit vornehmlich auf sich selbst gestellt. Ihr ziel-, um nicht zu sagen, orientierungsloser Weg quer durch das Cajun Wasteland führte sie zu keinem Zeitpunkt zum Ghul zurück, obgleich sie sich wieder daran orientierte, was sie einst von them gelernt hatte, wenn auch minus des wirtschaftlichen Verständnis, das partout nie hatte in ihren Kopf passen wollen. So machte sie sich also, their Beispiel folgend, im wandernden Schrotthandel verdient, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg, zugleich nun aber durch niemanden an ihrer Seite in ihren Entscheidungen eingeschränkt, ungeachtet dessen, dass sie hin und wieder durchaus die Gesellschaft von anderen Gruppen oder einzelnen Leuten suchte, kaum dass man sich willig genug zeigte, sie auszuhalten. Es war für gewöhnlich weniger der Umstand, dass unter diesen auch genügend waren, die sie für ihre Zwecke auszubeuten versuchten, wofür Nia oft genug blind blieb, so wie nur für ihr Wohl und das Fernbleiben der langen Weile gesorgt war, als vielmehr die fehlenden Kenntnisse im Umgang mit anderen, etwa das einfache Ein-Mal-Eins des Deins-und-Meins, die dazu führten, dass sich ihr Aufenthalt bei anderen rasch als befristet herausstellte.
Dieser anhaltende Übermut führte auch dazu, dass sie sich eines Tages dazu breitschlagen ließ, die eigene Währung der militant organisierten, außerhalb von New Orleans agierenden Gruppe Solari nachzuahmen, bei denen es sich immerhin um echte geprägte Münzen handelte, nicht mehr diese albernen klappernden Kronkorken mit unebenen Rändern, mochten sie auch nicht weniger sinnlos als diese sein, waren beide doch stets nur dazu gedacht, sie gegen etwas besseres, etwas von Nutzen, einzutauschen. Nikita war sofort Feuer und Flamme für diese neue Herausforderung, die sich als ein überaus aufwändiger und langwieriger Prozess herausstellen sollte, im Zuge sie dessen in der nächsten Zeit immer wieder andere Menschen, auf die sie traf, nach dieser Währung befragen sollte, um sie noch einmal zu Gesicht – bzw. in Nikita’s Verständnis also zwischen die Finger – zu bekommen, begegneten sie und ihr Auftraggeber sich doch nicht in nennenswerter Regelmäßigkeit. So war es schier unvermeidlich, dass sie früher oder später auf jemanden von Solari treffen musste, der nur wenig Begeisterung für ihr ambitioniertes Werk aufzubringen verstand.
Die Flucht aus dieser Situation gelang ihr nur knapp und alles andere als unbeschadet, dass selbst sie nur von großem Glück sprechen konnte, als ein fremder Mann sie nach einer Weile, in der sie sich in ihrem Versteck kaum zu rühren gewagt hatte, fand und sich bereit erklärte, ihr wieder auf die Beine zu helfen, so dass sie fortan bei ihm unterkam, sich von dem Angriff erholen konnte und, wie sie meinte, ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen konnte, auch wenn dies bedeuten sollte, sich für eine Weile in ihrem aufdringlichen Handel zurücknehmen zu müssen...